Du kennst das vielleicht auch:
Ein Ziel nach dem nächsten. Immer in Bewegung. Immer was zu tun.
Läuft ja auch irgendwie. Fortschritt, Bestätigung, vielleicht auch ein bisschen Stolz.Und trotzdem – in ruhigen Momenten ist da manchmal so ein leerer Nachgeschmack.
Ich kann’s gut nachvollziehen. Früher war ich selbst voll in diesem Film:
Karriere. Erfolg. Sportliche Leistung.
Alles nach Plan.
Und ganz ehrlich? Ich war auch verdammt gut darin.
Aber innerlich hat sich das alles oft trotzdem flach angefühlt.
Wie eine schöne Fassade mit zu wenig Tiefe dahinter.
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Charakter statt Checkliste
Viele Menschen verfolgen unaufhaltsam Ziele, sowohl beruflich, sportlich als auch persönlich. Doch um was geht es dabei, wirklich?
Es geht nicht primär um das Ziel. Sondern um den Wert und das Bedürfnis was darunter liegt.
Hinter jedem Ziel steckt ein bedeutender Wunsch. Der Wunsch, etwas zu zu haben oder jemand zu sein.
Etwas Wertvolles, ein Wert, der sich zeigen will:
– Du willst ein Business aufbauen? Vielleicht geht’s dir eigentlich um Freiheit, Wirksamkeit oder Sinn.
– Du willst fitter werden? Vielleicht steckt dahinter der Wunsch nach Vitalität, Selbstwirksamkeit, Selbstrespekt.
Ich zum Beispiel wollte damals mein eigenes Business aufbauen.
Und dachte, es geht um Freiheit. Unabhängigkeit. Wachstum.
Aber was ich eigentlich gesucht habe?
War das Gefühl, wirksam zu sein. Bedeutungsvoll. Das Gefühl: Ich zähle. Ich mach einen Unterschied.
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Was wäre, wenn du beginnst, deine Identität über Charakterstärken zu entwickeln statt über Zielerreichung?
Statt: „Ich will XY erreichen“
lieber mehr: „Ich will jemand sein, der…“
Mögliche Charakterstärken, die deine Identität prägen können:
Enthusiasmus, Authentizität, Optimismus, Beharrlichkeit, Führungsvermögen, Fairness, Kreativität, Neugier, Urteilsvermögen, Weisheit, Dankbarkeit, Soziale Intelligenz, Freundlichkeit, Spiritualität, Sinn für das Schöne/Genuss, Selbstbeherrschung, Teamfähigkeit
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Identität – Dein wiederholte Sein
Unsere Identität entsteht nicht durch Etiketten wie „Ich bin Ingenieur, Sportler, Coach“.
(Und glaub mir, ich hab mich lange genau so definiert.)
Sie entsteht durch das, was wir regelmäßig denken, fühlen, tun.
Und wie wir unser Leben dadurch im Ganzen bewerten.
Identität ist kein Titel. Es ist ein Zustand und Haltung von innen.
Deshalb frage ich heute anders:
Nicht mehr nur „Was will ich erreichen?“
Sondern:
„Wer will ich sein – in meinen Gedanken, in meinem Handeln, in meinem Umgang mit mir selbst und anderen?“
Die Dilts Pyramide: Veränderung beginnt oben, nicht unten
Das Modell von Robert Dilts aus den 1990er zeigt verschiedene Ebenen, auf denen Veränderung stattfindet:
1) Umgebung – Wo bin ich? Was passiert um mich herum?
2) Verhalten – Was tue ich?
3) Fähigkeiten – Was kann ich?
4) Überzeugungen und Werte – Was ist mir wichtig? Was glaube ich über mich und die Welt?
5) Identität – Wer bin ich?
6) Vision und Zugehörigkeit – Wozu bin ich hier? Was ist mein Beitrag?
Viele versuchen, Veränderung auf der Ebene von Verhalten oder Fähigkeiten zu erzwingen:
„Ich mache jetzt Sport.“
„Ich arbeite effizienter.“
„Ich strukturiere meine Woche neu.“
Doch wenn dein Selbstbild immer noch geprägt ist von:
„Ich muss leisten, um wertvoll zu sein“,
dann ist das wie ein Update auf einem alten Betriebssystem.
Wirkliche Transformation beginnt bei Identität.
Bei deinen Werten. Bei deinen inneren Bildern von dir selbst.
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Entwicklung mit Plan und Gefühl statt Getriebenheit und Aktionismus
Wenn wir nur Ziele abhaken, verlieren wir oft das Wesentliche: Unsere Bedürfnisse. Und damit den Bezug zu dem was wir wirklich wollen.
Wir verwechseln Leistung mit Leben. Und ja, blinder Aktionismus fühlt sich geil an. Dopamin ist ein Teufelszeug. Es pusht dich vorwärts. Es gibt dir das Gefühl von Momentum, von Fortschritt.
Aber: Wo willst du eigentlich ankommen, wenn du gar nicht weißt, warum du losgelaufen bist?
Selbstführung beginnt da, wo du innehältst. Wo du dich fragst:
– Was brauche ich gerade – emotional, körperlich, mental?
– Was fühlt sich stimmig an, nicht nur leistungsstark?
– Was will ich sein statt was will ich erreichen und zahlt mein Ziel darauf überhaupt ein?
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Fazit: Du musst nicht mehr tun, du darfst echter sein
Selbstführung bedeutet nicht, dich noch besser zu optimieren.
Es bedeutet, dich ehrlicher zu führen.
Du bist nicht hier, um dich durch Ziele zu beweisen.
Du bist hier, um dich durch dein Sein zu verkörpern.
Und das beginnt da, wo du deine Gefühle und Bedürfnisse nicht länger übergehst – sondern ihnen wieder Raum gibst.
Vielleicht erkennst du dich in meiner Geschichte wieder.
Vielleicht spürst du auch, dass da mehr sein darf als ein durchgetaktetes Leben voller Ziele.
Mehr Nähe zu dir selbst.
Mehr Tiefe. Mehr Sein.
Wenn ja, dann weißt du jetzt:
Du bist nicht allein.
Und es darf sich ändern.