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Verhaltensmuster

Retter-Mentalität & Helfersyndrom: Warum du dich selbst verlierst, wenn Du andere „hochziehst“ – Ursachen und Lösungen.

Menschen halten sich gegenseitig den Schirm.
Verhaltensmuster

Inhalt: Was Dich erwartet

Retter-Mentalität & Helfersyndrom: Warum du dich selbst verlierst, wenn Du andere „hochziehst“ – Ursachen und Lösungen.

Es gibt ein Mindset, das dich im Kontakt mit anderen Menschen langfristig ausmürbt.
Und es gibt ein Mindset, das dich und die anderen stärkt.
Zeit, sie auseinanderzuhalten.

Das alte Mindset: „Ich bin für das Glück anderer verantwortlich“ #Helfersyndrom

Vielleicht kennst du dieses Gefühl:

  • Wenn deine beste Freundin traurig ist oder sich ausspricht, möchtest Du trösten.
  • Wenn dein Partner gestresst ist, möchtest du seine Probleme lösen.
  • Wenn die Kollegin überfordert ist, übernimmst du ihre Aufgaben.

Du rettest. Immer wieder. Bis du selbst am „Stock gehst“, vor Überforderung.

Bildlich gesprochen:
Stell dir vor, jemand liegt in einer Grube.
Du beugst dich hinunter, reichst die Hand doch statt dass er sich hochzieht, zieht er dich nach eher nach unten. Am Ende sitzt ihr beide fest. Bildlich gesprochen, wirkt nämlich die „Schwer“-kraft 😀 . Also nur wer stark genug ist und einen Klimmzug schafft, darf jetzt jemanden hochziehen.

Schon beim Schreiben merke ich, das diese Metapher eins in der Haltung deutlich macht: Es gibt vermeintlich einen Unterschied und damit keine Augenhöhe . Der Impuls zum Helfen wollen ist nun schneller da als gedacht.

Genau das ist die scheinbar ehrenvolle Retter-Mentalität, die häufig unbewusst wirkt. Es erschöpft dich, weil du Verantwortung übernimmst, die nicht deine ist.

Wir kennen dies auch unter Helfersyndrom und das meine ich nicht böse, weil hier gerne rauf rumgehackt wird. Doch ich möchte Dir eine neue Perspektive zeigen, die dein Handeln stärkt und entlastet

Das neue Mindset: „Ich reiche meine Hand, doch gehen darfst der Andere selbst“ #Selbstermächtigung

Unterstützen bedeutet: Du wirfst ein Seil hinunter und stärkst die Eigenkraft des anderen. Stichwort: Selbstermächtigung.
Retten bedeutet: Du springst selbst in die Grube und hilft aktiv mit.

Und das ist der Unterschied:

  • Unterstützen stärkt beide. Bringt Kraft und Eigenverantwortung. Du machst Dich und den anderen groß
  • Retten schwächt beide (dauerhaft). Kurzzeitig wird es besser und beim nächsten Mal kippt es wieder.

Galileo brachte es auf den Punkt:

„Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“

Wahre Unterstützung heißt: Ich zeige dir, dass du stark bist und nicht dass du schwach bleibst. Gleichzeitig machst Du damit ein Geschenk. Wenn Du Menschen ihre eigene Kraft zu zutraust, dann schenkst du ihnen etwas Größeres als jede Rettung: Eigenverantwortung – ja das braucht manchmal etwas Zeit.

Ganz ehrlich mir ging es eine Zeit lang genau so.
Und noch mehr: Es war ein Thema meiner Familie. Wahrscheinlich sogar vieler Familien da draußen. Lass uns mal schauen wo das her kommt

Die Anfänge der Retter-Mentalität und des Helfersyndroms

Viele Menschen landen nicht zufällig in dieser Rolle. Die psychologische Forschung und systemische Arbeit zeigen:

  • Kindliche Loyalität: Oft beginnen wir schon als Kinder, uns auf die Seite des schwächeren Elternteils zu stellen. Aus Liebe wollen wir retten, trösten oder Lasten übernehmen, die gar nicht unsere sind. Wir übernehmen Rollen, die viel zu groß sind. So rutschen wir dann schon früh in die Rolle des Retters oder Versorgers.
  • Versorger-Retter-Prinzip: In den ersten sieben Jahren unserer Sozialisation entsteht das tiefe Muster: „Wenn ich für andere sorge, werde ich geliebt.“ Dieses Prinzip ist in Familien mit Überforderung oder emotionaler Unsicherheit besonders stark. Das Kind wird zum kleinen Versorger – und wächst später zum Erwachsenen, der überall retten will.

All das sorgt natürlich auch gerne dafür dass wir zum People-Pleaser werden und immer „nett“, „freudlich“ und „brav“ sind.

Exkurs: Das unsichtbare Drama-Dreieck von Täter–Opfer–Retter

So verstricken wir uns in einer Dynamik, die im Systemischen als Täter-Opfer-Retter-Dreieck bekannt ist.

  • Der Retter fühlt sich stark und frei. Doch er stabilisiert unbewusst die Opferrolle des anderen. Das heißt er bringt in aus Versehen noch tiefer in den Schlamassel
  • Oft kippt er irgendwann selbst ins Opfer („Ich mache doch so viel für dich und erhalte nichts zurück“) oder in den Täter („Warum änderst du dich nicht, obwohl ich dir helfe?!“).

So dreht sich das Drama immer weiter bis jemand aussteigt. Denn dieses Muster beginnt in Liebe, endet aber meist in Erschöpfung und Konflikt. Und dieses Dreieck wirkt in Verbindung mit anderen Menschen in jedem von uns mit all seinen Rollen, doch die Frage ist, können wir es wahrnehmen und uns innerlich zurücklehnen und jemanden so sein lassen wie es ist, auch in seiner Not.

Was also nun?

Der neuer Weg: Selbstermächtigung statt Retten oder Helfen

Der Wandel beginnt mit einer simplen Erkenntnis:
Die Probleme anderer sind nicht deine Baustelle und das meine ich aus einer Haltung der reiner Nächstenliebe.

  • Du darfst Werkzeug leihen.
  • Du darfst Mut machen.
  • Aber du musst nicht selbst den Hammer schwingen.

Es fühlt sich anfangs hart an, diese Grenze zu ziehen und die Loyalität zu brechen. Fast so, als würdest du Menschen im Stich lassen. Doch das Gegenteil ist wahr:
Du gibst ihnen ihre Kraft zurück.

Hier auch den Hinweis auf einen meiner letzten Blogbeiträge zum Thema gesund abgrenzen. Denn es geht natürlich darum, die übertriebene Loyalität zu lösen.

Mini-Übung des Tages

  1. Denke an eine Situation, in der du gerade „rettest“ statt „hilfst“.
  2. Frage dich: Was könnte diese Person selbst tun?
  3. Biete Unterstützung an aber übernimm nicht die Führung und Verantwortung.

Fazit

Das Helfersyndrom und die Retter-Mentalität klingt nach Liebe, doch es nimmt dir und anderen die Kraft. Du bist nicht hier, um Lasten zu tragen. Du bist hier, um deinen Wege zu gehen und maximal anderen eine Idee aufzuzeigen.

Ich bin Für Dich da!

Du hast Fragen?
Zögere nicht, mir zu schreiben. Jede Frage, jeder Gedanke ist herzlich willkommen. 

Ich freue mich, von Dir zu lesen!

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