Warum du weißt, was du tun solltest aber es trotzdem nicht tust.
Über die psychologische Realität der kognitiv-emotionalen Spaltung und was sie mit dir macht.
Du weißt, was du willst. Warum handelst du trotzdem nicht?
Vielleicht erkennst du dich in dieser Situation wieder:
Du hast Klarheit. Du weißt genau, was der nächste Schritt wäre – beruflich, emotional, persönlich.
Und trotzdem bleibst du stehen.
Du liest Bücher über Persönlichkeitsentwicklung.
Hörst Podcasts über Mut, Klarheit und Umsetzung.
Und sagst dir selbst:
„Ab morgen mache ich es anders.“
Aber der Morgen kommt.
Und alles bleibt beim Alten.
Wenn du dich dabei wiedererkennst: Du bist nicht allein.
Und Du bist nicht das Problem.
Was dich blockiert, ist ein Phänomen, das in der Psychologie als kognitive-emotionale Spaltung bezeichnet wird – und es betrifft gerade Menschen wie dich:
reflektiert, leistungsorientiert, feinfühlig – aber oft kopflastig.
In der Psychologie beschreibt man damit den Zustand, wenn dein Verstand etwas erkannt hat, aber dein emotionales Erfahrungssystem – dein Nervensystem, deine gespeicherten Erfahrungen – noch nicht mitbekommen ist.
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Das Phänomen hinter dem Stillstand
Ein Begriff, der beschreibt, dass dein Verstand eine Einsicht gewonnen hat, aber dein emotionales Erfahrungssystem diese noch nicht integriert hat.
In der klinischen Psychologie und Traumaforschung (vgl. van der Kolk, 2014; Grawe, 2004) ist dieses Phänomen gut dokumentiert. Es tritt immer dann auf, wenn zwischen dem deklarativen Wissen („Ich weiß, was zu tun ist“) und dem impliziten, emotional gespeicherten Erfahrungswissen eine Diskrepanz besteht.
Das bedeutet:
- – Du verstehst kognitiv, was gut für dich wäre.
- – Aber dein System (Nervensystem, emotionale Prägung, Körpergedächtnis) reagiert mit Schutz – oder Stillstand. Denn es fühlt sich noch nicht sicher genug.
Das ist kein Denkfehler. Und auch keine Faulheit.
Sondern ein Schutzmechanismus deines Nervensystems.
Denn tief in dir ist gespeichert:
„Ich darf keine Fehler machen.“
„Ich muss stark sein.“
„Ich darf mich nicht verletzlich zeigen.“
Solche Glaubenssätze entstehen meist in der frühen Prägung – und bleiben unbewusst wirksam. Selbst dann, wenn dein Verstand längst weiß, dass du heute neue Wege gehen dürftest.
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Exkurs: Die Neurobiologie hinter dem Stillstand
Die Amygdala, ein Teil deines limbischen Systems, speichert emotionale Erfahrungen, unabhängig vom logischen Denken.
Sie reagiert schneller als dein Bewusstsein und aktiviert den Schutzmechanismus, bevor du überhaupt entscheiden kannst. Daher gilt in der modernen Emotionsforschung:
Verstehen ist nicht gleich Verinnerlichen.
Sicherheit entsteht nicht im Kopf sondern im Erleben.
Was dein System braucht, ist nicht mehr Wissen, sondern eine neue, verkörperte Referenzerfahrung:
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- – Dass du Fehler machen darfst.
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- – Dass du unsicher sein darfst
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- – Dass du dich zeigen darfst
Warum Selbstreflexion nicht ausreicht
Vielleicht hast du dich auch schon gefragt:
„Ich verstehe mich doch längst warum ändert sich trotzdem nichts?“
Die Antwort ist:
Weil Selbstreflexion allein oft im Kopf stecken bleibt.
Wahre Veränderung entsteht dann, wenn du dein System metaphorisch „dehnst“.
In meinen Coachings arbeite ich genau damit.
Nicht über klassische Zielarbeit.
Sondern über emotionale Regulation, Körperwahrnehmung und innere Sicherheit im Nervensystem.
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Meine eigene Geschichte: Als Denken nicht mehr gereicht hat
Ich erinnere mich an eine Zeit, in der ich selbst verstanden hatte, dass ich beruflich anders leben wollte.
Ich hatte Klarheit. Über mich und meine Selbstständigkeit.
Doch die Umsetzung blieb aus. Wochenlang.
Heute weiß ich: Mein System hatte keinen sicheren Referenzpunkt.
Ich konnte es denken, aber nicht verkörpern.
Ich war wie viele meiner Klienten in der Spaltung:
Kognitiv bereit, emotional blockiert.
Und das ist kein Widerspruch. Es ist ein Hinweis.
Es ist eine Einladung: Nicht noch mehr zu verstehen – sondern neu zu erleben.
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Veränderung beginnt, wenn du dich wieder sicher fühlst
Veränderung braucht nicht mehr Disziplin.
Sondern:
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- – Sicheren Raum
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- – Emotionale Resonanz
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- – Begleitung in deinem Tempo
Das ist es, was emotionale Blockaden wirklich löst.
Nicht noch ein weiteres Buch. Sondern ein erfahrbarer Shift im System.
Aber Achtung: Dein System zu verstehen, heißt nicht, Ausreden zu akzeptieren
Es ist wichtig, dich selbst besser zu verstehen.
Doch genau so wichtig ist: Ehrlichkeit dir selbst gegenüber.
Kognitive-emotionale Spaltung darf kein Freifahrtschein sein, um weiter auf der Stelle zu treten.
Viele Menschen, machen den Fehler, ihre inneren Blockaden zu analysieren und sie dann als „Erklärung“ zu benutzen, statt sie wirklich zu verändern.
Verständnis ist der Anfang.
Verantwortung ist der Weg.
Es geht darum, liebevoll mit dir zu sein, aber klar mit deinem Verhalten.
Wahre Selbstführung bedeutet, die Schutzprogramme zu achten und trotzdem in deine Handlungskraft zurückzukehren.
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Fazit: Du bist nicht blockiert du bist nur geschützt
Wenn du dich heute fragst, warum du nicht in Bewegung kommst, obwohl du doch schon so viel verstehst
dann verurteile dich nicht.
Du bist auf dem Weg.
Und vielleicht ist jetzt der Moment, an dem du beginnst, neue emotionale Sicherheit zu erleben und in Dir zu kultivieren.
Ich begleite dich auf dieser Reise.
Nicht, um dich zu optimieren.
Sondern, um dich wieder mit dir selbst zu verbinden.